Solfatara
Die Phlegräischen Felder sind neben dem Vesuv die zweite hoch explosive Zeitbombe in der Nähe von Neapel. Die Campi Flegrei sind noch größer und gefährlicher und gelten als Supervulkan. Sie umfassen den den Golf von Pozzuoli bis Bacoli sowie eine Fläche unter dem Meeresboden von ca. 160 km bis zu den beiden Vulkaninseln Procida und Ischia.
Die Griechen gaben den Phlegräischen Feldern ihren Namen, der sich aus dem griechischen Wort phlegraios – brennend ableitet. Die Griechen und Römer nutzen den Solfatara-Krater für medizinische Zwecke und errichteten natürlich erhitzte Öfen für Saunaanwendungen, Fango-Schwitzbäder und Schwefelanwendungen. Der alte Brunnen mit seinem Thermomineralwasser diente der Behandlung von Unfruchtbarkeit und soll so manchem Paar zum Kindersegen verholfen haben.
Laut dem international bekannter Vulkanologen Patrick Allard, Forschungsdirektor für Vulkansysteme am Institut für Physik des Globo in Paris, ehemaliger Präsident von IVCEI (International Association of Vulcanology and Chemistry of the Earth), gibt es derzeit kein Signal eines bevorstehenden Ausbruchs.
"Wir sprechen zunächst darüber, dass wir über den am meisten beaufsichtigten Vulkan der Welt sprechen, mit einem Netzwerk sehr moderner Technik und 120 Experten. Seit 2005 hebt sich der Bodens weniger stark als in der Vergangenheit, dafür aber kontinuierlicher, mit zunehmendem Gasemissionen und Anstieg der Temperaturen der Fumarolen, die Beben beschränken sich noch auf die Stufe 4. Diese Signale zeigen, dass es eine Energiefreigabe gibt, die aber nicht zwingend mit der Magmabewegung verbunden ist."
"Es gibt jedoch einen Aspekt, der sorgfältig betrachtet werden muss, das sind die verschiedenen Perioden des Bradisismus, die ab 1984 die physikalischen Eigenschaften der Gesteine verändern und daher leichter aufbrechen. Eine Situation, die eines Tages den Aufstieg von Magma erleichtern könnte."
"Wir haben über ein konkreteres Risiko gesprochen, das heißt die Fatica -Explosion. Ein Eruption, die nicht Magma betrifft, sondern auf oberflächlicherer Ebene stattfindet. Sie ist jedoch nicht weniger gefährlich für die Menschen, die in der Gegend leben und die durch Wellen der Hitze, Gas, Steinblöcke erreicht werden könnten.
Freatic Eruptionen sind sehr kompliziert, schwer vorherzusagen, haben im Allgemeinen sehr oberflächliche Herkunft und nur wenige Vorzeichen. In der Kommission sind wir uns einig, dass diese die größte Gefahr für die Campi Flegrei darstellen, auch weil wir nicht wissen, wo es passieren könnte, und weil es sich um ein dicht besiedeltes Gebiet handelt".
Quelle: Corriere della Sera 18.4.2024
Die Phlegräischen Felder sind ein aktives Vulkanfeld, das seit über 80.000 Jahren besteht. Da es sich nicht wie üblich um einen Vulkankegel handelt, ist er als solche in seinen Dimensionen nicht erkennbar. Nach den Eruptionen ist das Gebiet in sich zusammengesackt. Das abgesenkte Gebiet wird als Caldera bezeichnet und entstand durch eine Super Eruption vor etwa 40.000 Jahren. Dieser Ausbruch hatte eine enorme Gewalt, die das Klima vermutlich auf der ganzen Welt beeinflusste.
Bei einem Ausbruch vor 15.00 Jahren entstand der Napoletanische gelbe Tuffstein, seitdem ist die vulkanische Aktivität intensiv. Bei einer Eruption im Jahr 1538 entstand der Vukankegel des Monte Nuovo. Er ist der letzte von mehr als 50 Vulkanen, die sich in den Phlegräischen Feldern bildeten.
Wie Vulkanologen berichten, befinden sich unterhalb der Phlegräischen Felder zwei Magmakammern, eine in ca 5 km Tiefe, die zweite in 10-15 km Tiefe. Wenn sich diese beiden Kammern verbinden, wird ein starker Ausbruch wahrscheinlich.
Die chemische Zusammensetzung der austretenden Gase wird ständig kontrolliert, um bei Veränderungen eventuelle Aktivitäten und Ausbrüche vorhersagen zu können.
Gleichzeitig erfolgt eine ständige Höhenmessung des Untergrundes, um eine Aufbähung des Magma-Untergrundes zu erkennen.
Die gesamte Erdkruste an der Küste von Pozzuoli hebt und senkt sich. Dieses Phänomen wird als Bradyseismus bezeichnet. Zwischen den 1970 und 1984 Jahren hob die der Boden von Pozzuoli um ca. 3,5 Meter. Im alten Hafenbecken sind die Erdbewegungen besonders gut zu beobachten. So befand sich das Marcellum zu römischen Zeiten unter dem Meeresspiegel, was an den Muschelnresten erkennbar ist.
Nach einer Phase des Absinkens des Bodens hebt sich dieser seit 2005 wieder an. Im Moment hebt sich der Boden um 0,5 cm pro Monat, was auf erhöhte vulkanische Aktivität hinweist. Zusätzlich beunruhigen leichte aber ständige Erdbeben die Bewohner der dicht besiedelten Gegend im Golf von Pozzuoli und im Golf von Neapel.
Die Anreise nach Pozzuoli erfolgt mit der Vorortbahn Circumvesuviana. Vom Bahnhof Pozzuoli fährt ein Bus nach Solfatara oder es ca. 15 min zu Fuß. Vom Bahnhof nach rechts bis zum Ende der Straße, von dort links bergan bis zur Abzeigung an der Ampel. Dort rechts halten bis zum ehemaligen Campingplatz Solfatara.
An mehreren Stellen treten heiße Schwefeldämpfe, die Solfataren, aus den über 400 °C heißen Calderen und man sollte bei seinem Rundgang festes Schuhwerk tragen, um sich die Füße nicht zu verbrennen. Die Besichtigung der Krater hat eine lange Tradition. Bereits Goethe und Stendahl haben sich über den Vulkan führen lassen.
Seit 2017 ist der Solfatara-Krater für Besucher aus Sicherheitsgründen geschlossen. Besichtigungen sind nicht mehr möglich, nachdem eine Familie auf tragische Weise ihr Leben verloren hat. Nachdem ein Kind beim Fotografieren in ein heißes Schwefelloch gerutscht war, haben Mutter und Vater versucht, es zu retten und sind dabei selbst in kochenden Schwefeldämpfen ums Leben gekommen.
Naturereignisse sind immer spannened und ziehen Besucher in ihren Bann. Je nach Ereignis- und Gefahrenlage können Teile der Phlegräischen Felder besucht werden. Besucher sollten sich vorher erkundigen oder eine Tour buchen, die kurzfristig storniert werden kann.